Verwundetenlisten Österreich-Ungarn
Vor kurzem wurde die Erfassung der Verwundetenlisten Österreich-Ungarn (1914–1917) in einem neuen DES-Projekt öffentlich freigeschaltet. Die in diesem Projekt eingesetzten, mehrschrittigen Methoden wurden in einem früheren Projekt entwickelt, den Verlustlisten Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg. Ursprünglich war dieses Vorläuferprojekt im Januar 2016 bei uns von der Oberösterreichischen Landesbibliothek angestoßen worden, von der auch der Großteil der Scans stammt. Im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen) berichteten wir regelmäßig darüber, zuletzt im Oktober 2025.
Weiterentwicklung der Zeichenerkennung
Beim damaligen Projekt, seit 2017 in Form einer Kooperation mit Familia Austria und weiteren Vereinen, wurde von CompGen erstmals eine Zeichenerkennung (OCR, damals mit Abbyy FineReader Server XIX in einer VirtualBox Windows XP) als Vorbereitungsschritt eingesetzt. Jesper Zedlitz hat das (u.a. zusammen mit Susanne Nicola entwickelte) Verfahren hier beschrieben. Entscheidend für die OCR und die nachfolgende algorithmische Bearbeitung mit dem „Enricher“ ist es, die Position der Zeichen auf dem Original sowie die Sicherheit der Zeichenerkennung festzuhalten.
Die zeitaufwendige OCR im früheren Projekt wurde über mehrere Monate hinweg von Ingrid Reinhardt durchgeführt und bildete die Grundlage dafür, dass die Freiwilligen im DES erstmals mit dem inzwischen auch aus anderen Projekten bekannten „gelben Balken“ im Korrekturmodus arbeiteten. Wichtig war auch die Programmierung von Methoden zur Erfassung von Umlauten und Sonderzeichen, die in den zahlreichen Sprachen der Doppelmonarchie eine große Vielfalt aufweisen.
Statt Daten eintippen Korrektur der vorerfassten Einträge
Zum weiteren Arbeitsablauf im Vorläuferprojekt gehörte die Bearbeitung und Korrektur der einzelnen vorerfassten Einträge. An der Statistik der Bearbeiter sind gewichtige Beiträge aus mehreren Vereinen erkennbar. Familia Austria verweist hier auf die Mitarbeit der eigenen Mitglieder, u.a. von Ursula Faustmann (ca. 347.000 Einträge), Elisabeth Brunner (ca. 212.000) sowie des Präsidenten von Familia Austria, Günter Ofner (ca. 19.000). Anders als Familia Austria pflegt CompGen nur sehr eingeschränkt eine Kultur des Sichtbarmachens einzelner Freiwilliger aus dem eigenen „Stall“. Es sei aber der Hinweis gestattet, dass etwa 1,2 Millionen Datensätze von drei einzelnen CompGen-Mitgliedern erfasst und korrigiert wurden.
Seit Beginn der Erfassung stehen die Daten für jedermann frei zur Verfügung, nicht nur für die Projektpartner. Korrekturen werden laufend in die DES-Datenbank eingepflegt, sodass diese immer den aktuellen Stand bietet. Die Suchfunktion des DES ermöglicht nicht nur die Recherche von Namen, sondern auch nach allen erfassten Einträgen zum Heimatort, Truppenteil, Charge, Geburtsjahr und vielem mehr, jeweils mit Link zum Original. Eine einfachere Suche nach Name und Land(esteil) über einen statischen Datensatz des abgeschlossenen Projekts Verlustlisten ist jetzt auch bei Familia Austria möglich.
Dank verbesserter OCR-Erkennung schnelle Bearbeitung

Bei unserem neuen Projekt kommt nun eine wesentlich verbesserte OCR-Erkennung zum Einsatz, wodurch viel weniger Korrekturen und Ergänzungen bei der Überarbeitung nötig sind. So sind inzwischen bereits fast 15 % der Daten bearbeitet und korrigiert.
Spannende Erkenntnisse können bereits jetzt gefunden werden, z. B. dass schon zu Kriegsbeginn Seuchen wie Ruhr und Typhus erschwerend hinzu kamen. Bereits in den ersten Kriegswochen wurde es nötig, ungewöhnliche Räumlichkeiten für Verwundete einzurichten, wie das „Hilfsspital im Institut für bildende Künstler in Budapest“ und das „Reichsratsgebäude in Wien I.“.
Mitarbeiten kann auch jetzt jeder, der ein kostenloses Benutzerkonto bei CompGen hat (Klarname erwünscht). Bitte zuerst die Editionsrichtlinien lesen und beachten.
Allen Mitwirkenden bei den Verwundetenlisten zu Österreich-Ungarn des Ersten Weltkrieges sei ein herzlicher Dank für die Unterstützung gesagt!
Das Team freut sich über Eure weitere Mithilfe und wünscht gesegnete Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!


