75. Deutscher Genealogentag – Rückschau und Ausblick
Drei Tage lang war Frankfurt am Main das Zentrum der genealogischen Welt im deutschsprachigen Raum. Unter dem Motto „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gemeinsam entdecken“ fand vom 26. bis 28. September 2025 der 75. Deutsche Genealogentag statt – ein Jubiläum, das zugleich Aufbruchsstimmung vermittelte. Hier im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen) hatten wir bereits in zwei Beiträgen darüber berichtet. Diese und viele weitere Beiträge zu früheren Genealogentagen sind hier zu finden. Eine Übersicht über alle Genealogentage findet sich im GenWiki und in der Wikipedia. Zum 75. Deutscher Genealogentag hier nun eine Rückschau und ein Ausblick in die Zukunft.
Die Atmosphäre in Frankfurt war von der herzlichen Gastfreundschaft der vielen Helferinnen und Helfer von FamilySearch geprägt, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Zwischen den Ständen, Vorträgen und Workshops herrschte reger Austausch, und viele nutzten die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende Netzwerke zu vertiefen.
Mit insgesamt 2.687 Besucherinnen und Besuchern verzeichnete der diesjährige Genealogentag eine erfreulich hohe Beteiligung, nämlich
- am Freitag: 792
- am Samstag: 1.483
- am Sonntag: 412
Besonders der Familientag am Samstag brachte viele neue Gesichter – darunter etliche junge Familien mit Kindern, die erstmals mit genealogischen Themen in Berührung kamen.
Begegnungen und neue Impulse
Neben zahlreichen bekannten Akteuren der genealogischen Szene waren in diesem Jahr auch neue Gesichter vertreten. So präsentierte etwa Evgenia Fuchs zum Thema „Das Unsichtbare im Stammbaum: Wie wir unbewusste Muster aus früheren Generationen weitertragen“, und Nicolas Michaud stellte eine KI-gestützte Anwendung für biografische Interviews vor. Unser Mitglied Horst Reinhardt führte mit der Deutschen Digitalen Bibliothek Gespräche mit dem Ziel, zu klären, ob die Inhalte der CompGen-DigiBib eventuell auch in deren Verzeichnissen aufgeführt werden könnten. Die Beispiele zeigen, dass genealogische Forschung zunehmend neue Wege geht – interaktiv, kreativ und mit KI-Unterstützung.

auf dem 75. Deutschen Genealogentag
Ehrungen und Auszeichnungen
Die Abschlussveranstaltung am letzten Tag bildete zugleich den würdigen Rahmen für die traditionellen Ehrungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände (DAGV).
Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr (jeweils in Klammer der vorschlagende Verein)
- Johann Benedom (Pfälzisch-Rheinische Familienkunde e.V.)
- Hans Ebert (Gesellschaft für Familienforschung in Franken)
- Gerhard Huß (Verein für Familienforschung Lübeck e.V.)
- Olaf Jablonsky (Brandenburgische Genealogische Gesellschaft „Roter Adler“ e.V.)
- Jörg Keyßner (Arbeitsgemeinschaft Genealogie Thüringen e.V.)
- Christian Loefke (Roland zu Dortmund e.V.)
- Harald Müller-Baur (Arbeitsgemeinschaft Genealogie Thüringen e.V.)
- Gabi Rudinger-Ferger (ICARUS4all)
- Rudi Stiening (Bayerischer Landesverein für Familienkunde e.V.)
- Eva Verholen (Mosaik – Familienkundliche Vereinigung für das Klever Land e.V.)
Die Johann-Christoph-Gatterer-Medaille in Silber erhielt Günter Kriependorf für seine langjährigen Verdienste als Schriftleiter und Autor der Schriftenreihe Stoye und Einwohnerbücher von Neustedt und Krippendorf. Der DAGV-Nachwuchspreis ging bereits am ersten Tag an Wolfgang Zehetner aus Österreich für seine Arbeiten zur Hausgeschichte in Niederösterreich.
CompGen gratuliert allen Geehrten herzlich zu ihren Auszeichnungen!
Mitgliederversammlung der DAGV: Kontinuität und neue Perspektiven
Am Sonntagvormittag fand traditionell die Mitgliederversammlung der DAGV statt. Neben den Berichten und der Entlastung des Vorstands standen auch Diskussionen über künftige Formen der Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Der stellvertretende Vorsitzende Robert Pässler präsentierte in seinem Bericht zu CompGen die vielfältigen Angebote des Vereins, wobei der Fokus auf den Dienstleistungen lag, die CompGen für die DAGV-Mitgliedsvereine erbringt.

Zum Abschluss wurde der Austragungsort des nächsten Genealogentages bekanntgegeben: Der 76. Deutsche Genealogentag wird vom 25. bis 27. September 2026 in Göttingen stattfinden – ausgerichtet von der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft Göttingen (GHGG), die gleichzeitig ihr hundertjähriges Bestehen feiert.
Nach dem ereignisreichen Jubiläum in Frankfurt richtet sich der Blick nun nach vorn. Einige wichtige Termine für die kommenden Jahre sind bereits gesetzt:
- 22.–25. Oktober 2025: XIV. Internationales Colloquium für Genealogie (AIG) in Gotha
- 25.–27. September 2026: 76. Deutscher Genealogentag in Göttingen
- 06.–10. Oktober 2026: 37. Internationaler Kongress für genealogische und heraldische Wissenschaften in San Marino
- 17.–19. September 2027: 77. Deutscher Genealogentag in Oldenburg.
Diese Veranstaltungen zeigen, wie lebendig die genealogische Gemeinschaft ist – und dass der Austausch zwischen Forschung, Vereinen und digitalen Projekten weiterhin an Bedeutung gewinnt.
Die zum Genealogentag erneut gezeigte Galerie der CompGen-Projekte ist bei FamilySearch in Frankfurt auch über den Genealogentag hinaus noch zu besichtigen.
Fazit
Der 75. Deutsche Genealogentag hat Maßstäbe gesetzt – nicht nur durch die hohe Teilnehmerzahl, sondern auch durch die Vielfalt der Themen und die inspirierende Atmosphäre. Ein herzliches Dankeschön gilt allen, die mitgewirkt haben: den Organisatorinnen und Organisatoren, den Referierenden, den Ausstellenden und nicht zuletzt den vielen Besucherinnen und Besuchern!