ARTE-Film: Das Geschäft mit den Genen
Am Dienstag 27. Mai 2025, 20:15 Uhr wird bei ARTE der Film „DNA-Tests – Das Geschäft mit den Genen“ ausgestrahlt. Der in Frankreich unter der Regie von Olivier Toscer 2024 zusammengestellte Film beschreibt zu Beginn die enormen Anstrengungen der großen kommerziellen Anbieter wie Ancestry, 23andMe oder MyHeritage, DNA-Tests unter die Leute zu bringen. Er geht aber nicht auf die genealogisch relevanten Fragestellungen der Nutzer ein. Beschrieben werden nur die mutmaßlichen geografischen Herkunftsgebiete der Vorfahren. Ein Fall wird geschildert, bei dem eine Frau ihre Halbschwester findet, die wie sie durch eine Samenspende desselben Mannes gezeugt wurde. Ob auch der Vater gefunden wurde, wird nicht gesagt.
Ziel ist die Sammlung von Gesundheitsdaten
Als das große Geschäft bei der Sammlung von DNA-Proben gelten die Daten zur Gesundheit der Anwender, die sich aus deren Genen ablesen lassen. Der Vorwurf im Film ist, dass die Firmen die Daten auf unwissenschaftliche Weise nur ungenau auswerten und nicht auf Fehler überprüfen. So würde den Kunden suggeriert, sie könnten auf diese Weise ihre Gesundheitsrisiken selbst feststellen. Allerdings geben nicht alle genannten Firmen die Information zu potentiellen Krankheiten an die Nutzer weiter.

Als größte Gefahr wird der Verkauf der Daten an interessierte Pharmaunternehmen gesehen. Dass auch Krankenkassen und Versicherer an den Daten interessiert sind, wird am Beispiel Neuseeland gezeigt: Es ist das einzige Land, in dem Krankenversicherer nach eventuellen DNA-Tests fragen und die Herausgabe verlangen dürfen. Allerdings gibt es auch Protestbewegungen dagegen.
In Frankreich sind zwar private DNA-Tests verboten, dennoch boomt auch dort der Markt. Auch das Ziel Gentests von allen Isländern durchzuführen, wurde untersagt; dennoch haben 200.000 Isländer freiwillig ihre Proben an die 1996 gegründete Firma deCODE Genetics abgegeben. (Die Firma ging 2012 für 415 Millionen US-Dollar an das Biotechnologieunternehmen Amgen.)
Datenschützer warnen
Der ehemalige Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein Thilo Weichert tritt ebenfalls auf und wiederholt seine Vorwürfe. Er sagt: „Anbieter wie Ancestry missbrauchen das Interesse an Familienforschung, um einen Genom-Schatz für die kommerzielle Forschung anzuhäufen, denn das ist ihr eigentliches Geschäftsmodell.“ Die Pleite von 23andMe deutete sich Ende 2024 bereits an. Der vorgesehene Verkauf der Firma und der gespeicherten Proben und Daten an die Arzneimittelfirma Regeneron Pharmaceuticals zum Preis von 245 Millionen Dollar konnte also im Film noch nicht erwähnt werden.
Was tun?
Der Film reiht sich ein die Reihe der Warnungen vor den „gefährlichen“ Gentests. Wer mehr zur Anwendung in der Familien- und Ahnenforschung wissen will, der nutze das Portal:DNA-Genealogie im GenWiki oder die Gruppen bei Discourse oder Facebook. Im Film wird dafür plädiert, dass die Genetik als faszinierendes Wissensgebiet in den Händen von Wissenschaftlern bleibt und die Daten vor privaten und wirtschaftlichen Interessen geschützt werden.
Der Film ist bereits in der ARTE-Videothek und bei YouTube zu sehen. Wer lieber etwas Erheiterndes zum Thema Genetik bei ARTE sehen will, möge sich das Video „Im Garten E-DNA | 50 Shades of Greek“ anschauen.