Hexenprozesse und andere Kriminalakten aus dem Lipper Land digitalisiert
Wer Hexenprozesse und andere Kriminalakten im Lipper Land sucht, wird im Landesarchiv NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe fündig, denn dort wurden sie digitalisiert. Dazu ist auf der Infoseite im Archivportal zu lesen:
„Früher war alles besser? Wer das glaubt, sollte einen Blick in die Überlieferung der Justiz werfen. Ganz frisch zurück aus der Digitalisierung und jetzt online einsehbar ist unser Bestand L 86 Lippisches Kriminalgericht. Was war da nicht alles los, Mord und Totschlag, marodierende Räuberbanden, uneheliche Kinder, Abtreibungen, Diebstähle, Raub, Betrug, Überfälle, schwere Beleidigungen, Prügeleien, Folter, Hinrichtungen, Kerkerhaft, Landesverweisungen … Der Bestand enthält natürlich familiengeschichtlich und ortsgeschichtlich relevante Akten zu Mitgliedern aller Bevölkerungsschichten (in der Frühen Neuzeit wurde gern vor Gericht geklagt!). Aber gerade im Bereich der Justiz lassen sich auch wissenschaftliche Fragestellungen zur Alltagsgeschichte resp. -kultur, Mentalitätsgeschichte, Rechtsgeschichte, gender studies, usw. erforschen. Außerdem befinden sich im Bestand L 86 die lippischen Hexenprozesse. Mit mehr als 3.600 Akten aus dem Zeitraum von 1542 bis 1879 steht umfangreiches Material zur Verfügung – wir laden ein zu einer sehr ereignisreichen Reise durch die Vergangenheit!“

Weitere digitale Bestände aus der lippischen Justiz
Für die Familien- und Ahnenforschung sind Quellen aus der Vorkirchenbuchzeit im 16. Jahrhundert eine hervorragende Ergänzung für die Suche in der Grafschaft und dem späteren Fürstentum Lippe.
Hier werden weitere digitalisierte Unterlagen aus dem Landesarchiv in Detmold aufgeführt:
- L 15 / Lippische Justizverfassung Nr. 9999:
Knochsches Findbuch, das 1774–1776 von Archivrat Johann Ludwig Knoch als Pertinenzbestand1 über das Gerichtswesen und die Justizbehörden zusammengestellt wurde. - L 54 / Lippische Justizkanzlei, Kanzleiprotokolle Nr. 9999:
Knochsche Findbücher: Die Bände 1 – 19 der vorliegenden Protokollserie wurden 1787 durch den Archivrat Johann Ludwig Knoch (+ 1808) verzeichnet (Band 20 ansatzweise) und mit einem Index versehen. Beide Findbücher enthalten viele Namen und Orte. - L 84 / Lippisches Hofgericht:
Die digitalisierten Prozesse und Verfahren sind alphabetisch nach Namen geordnet. In der Schlagwortsuche kann nach Namen und Orten gesucht werden. - L 85 / Geistliches Gericht in Lippe:
Es gibt neben dem Findbuch eine handschriftliche Kartei, die in alphabetischer Reihenfolge die Prozessparteien/Verfahrensbeteiligten enthält. In der Schlagwortsuche kann man nach Namen oder Orten suchen. Enthalten sind Ehe- und Familiensachen und zivilrechtliche Angelegenheiten von Geistlichen, Lehrern, Küstern, z.B. Forderungen, Grundstücksstreitigkeiten usw. Bei den Ehesachen geht es öfters auch um Scheidung infolge von Desertion (Verlassen), wohinter sich manchmal Auswanderung verbirgt.
Nachtrag: Unser Leser Jürgen Wolff weist auf weitere Bestände in den L 108 A / Amtsprotokollen und städtische Gerichtsprotokollen aus Lippe hin, darin sind insbesondere die Eheprotokolle bedeutsam. Für einen guten Überblick über das große Spektrum von Quellen zur Familienforschung in Lippe empfiehlt er die 1992 veröffentlichte Publikation Vorfahren- und Familienforschung in Lippe von Roland Linde (die z.B. per Fernleihe bestellt werden kann). Diese Karte der Ämter und diese Karte der Kirchspiele ist hilfreich um sich bei Forschungen in Lippe geographisch zurechtzufinden. Vielen Dank für diese Ergänzung!
1) Im Archivwesen bezieht sich dieser Begriff auf die Zusammenführung von Archivgut, das inhaltlich oder herkunftsmäßig zusammengehört.