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Wie kam der Bauer zu seiner Frau?

13. Oktober 2024/in Geschichtswissenschaft, Familienforschung/von Karola Kertel

Im Blog-Beitrag „Was Online-Ortsfamilienbücher zur Geschichte der Verwandtschaft beitragen“ hatte Georg Fertig geschrieben: „Geld und Macht werden gern als Standarderklärungen für die persönlichen Entscheidungen von Menschen aus der Geschichte gebraucht. Ich halte diese Entscheidungen eher für freiwillig, ob ‚aus Liebe‘ oder nicht, und zugleich sozial bedingt, denn sie ergaben aus bestimmten sozialen Umständen heraus mehr oder weniger Sinn.“ Was diese „sozialen Umstände“ in meiner Herkunftsregion Lingen (Ems) und Umgebung waren, möchte ich im Folgenden anhand von Erfahrungen und Erzählungen aus meiner Familie beschreiben.

Brautsuche im Norden Deutschlands

Wie also kam der Bauer zu seiner Frau? – Voraussetzung war: Sie musste passen, das heißt, die Hofgröße sollte etwa gleich sein, weil sonst kein Verständnis für die Aufgaben einer Bäuerin mit all den Werten, die man fest lebt, erwartet wurde. Mitgift? Ja, sie spielte eine Rolle. Dazu muss man wissen, dass Höfe in Norddeutschland in der Regel ungeteilt weitergegeben wurden. Im „Anerbenrecht“ gab es nur einen Erben (je nach Gegend Ältestenrecht oder Jüngstenrecht). Abgehende Kinder durften nur soviel an Erbe oder Mitgift erhalten, dass der Hof nicht gefährdet wurde. Das ist grundsätzlich anders als in Gebieten der „Realteilung“ wie Neckarhausen (oder auch: Bad Orb).

Abgehende Bauernsöhne im Norden suchten sich, wenn möglich, eine „Stehbrut“ (Braut mit Hof – wenn es nur Töchter auf dem Hof gab, erbte eine davon). Oft genug hatte der einheiratende Mann den Hofnamen bei Heirat anzunehmen. Wie ein abgehender und eine Stehbrut heiratender Sohn die passende Braut fand, dazu später mehr. Wer diesen Weg nicht gehen konnte, wurde Lehrer oder Pastor, vielleicht Handwerker, Knecht oder Heuermann. Letzterer hatte natürlich keine gute Karte gezogen; das Heuerlingswesen war weit verbreitet im Emsland.

Bei Töchtern des Bauern sah man natürlich zu, dass sie auf einen passenden Hof heiraten konnten. Der O-Ton eines Großonkels von mir aus der Stadt zu meiner Oma zeigte das: „Lina, Du hast 3 Töchter, pass auf, dass sie nicht in die Jahre kommen“ – sprich unverheiratet bleiben.

Bei all diesen Vorgängen spielte natürlich die Größe des Hofes eine Rolle, beide versuchten, möglichst auf einer Höhe zu stehen. Nicht zu unterschätzen bei der Heirat waren auch die persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften: „ist een knapp Wicht“ (Mädchen) – das hieß, sie kann sich sehen lassen, ist fleißig, hat alle Kenntnisse, die nötig sind, gibt dem Bauern und Hof all das was nötig ist, damit er funktioniert, wird sicher eine gute Partnerin in Familie und für den Hof. Ganz und gar nicht passend wäre eine Braut aus einer städtischen oder anderen Umgebung gewesen. Woher sollte sie all die Kenntnisse haben zu Hof, Landwirtschaft, Haushalt, zu den Werten und Gepflogenheiten, auch in der Nachbarschaft und im Dorf, fragte man sich früher.

Bauer und Frau im Sonntagsstaat Quelle: LAV NRW W, V 602/Brau u. Brunnen AG, Dortmund (Dep.), Nr. 84 und 85

Wie fand man nun früher die passende Braut auf dem Hof?

Aus meinen Erlebnissen und den Erzählungen in Familie, Verwandtschaft und Umgebung fasse ich zusammen:

  1. Man kannte die meisten Bauersfamilien in der weiten Umgebung. Im südlichen Emsland gab es die katholischen und die evangelisch-reformierten Bauersfamilien. Beide kannten sich untereinander und lebten in Hilfsgemeinschaften (1. Nachbar, 2. Nachbar usw. und „Fastabend“). Sie halfen sich gegenseitig bei Ereignissen und bei Not, bei Heiraten hörte es jedoch meist auf. Man weiß heute noch im Dorf, dass einer meiner Vorfahren, evangelisch-reformiert, eine katholische Frau nahm. Als diese starb, heiratet er eine evangelische Frau, alle Kinder wurden wieder evangelisch. Mir ist auch selbst auf einem Fest passiert, dass mir jemand aus einem Nachbardorf Avancen machte, bis ihm gesteckt wurde: „dat is doch de van denn evangelischen Hoff“. Damit war die Sache erledigt.  Man kannte also im Umkreis die Bauersfamilien und deren Kinder. Darüber wurde schon früh bei Familienfeiern oder anderen Treffen – eher im spaßigen Sinn – sinniert, wer wohl mal mit wem. Uns Kindern war das äußerst peinlich.
  2. Wuchsen die Kinder heran, frotzelte man in den Familien und bei anderen Zusammenkünften weiter. Nun mischten sich jedoch gern die Viehhändler (Bauernsöhne oder Senioren von einem Hof, die alle Bauern kannten) und auch Landhändler mit ein. Nebenbei wurde diese und jene gute Partie aus dem Ort oder dem weiteren Umkreis genannt, beschrieben, gelobt usw. Etwas blieb ja immer hängen. Der Jungbauer brauchte doch eine tüchtige Frau.
    • Wenn es ernst wurde, war es natürlich einfach, fand der Bauer in seiner bekannten weiten Umgebung allein die passende Braut. Vielleicht durch geschickt eingefädelte „zufällige“ Besuche. Aus der Familie: Eine meiner Tanten, nennen wir sie Anna Maria, heiratete auf einen Hof, wie die Ehe zustande kam, ist mir nicht bekannt. Die Schwiegermutter der Anna Maria war jedoch die Schwester der Schwiegermutter von Papas zweiter Schwester Gesina. Gesinas Ehemann war der Cousin von meiner Mutter. Wie kam die Ehe meiner Eltern zustande? Papa fand als Hoferbe zunächst nicht die richtige Frau. Dann riet man ihm, sich um meine Mutter, jene Cousine von Gesinas Mann, zu kümmern, die sei sehr fleißig auf dem elterlichen Hof. Da bei den Festen in der Verwandtschaft eh die meisten zusammentrafen, war es einfach, dazu Kontakte zu knüpfen und nachzuhelfen (oder man machte einfach mal einen Besuch).  Die folgende Schwester heiratet einen evangelisch-reformierten Bauernsohn aus dem Ort, bester Freund von Papa und bei der Post.
      Dann war da noch der jüngste Sohn, mein Onkel Johann, er flirtete mit einer katholischen Bauerstochter aus dem Dorf. Das gefiel der Mutter, meiner Oma, gar nicht. Sie griff ein, wusste von der Tochter (Hoferbin) auf einem Hof ein paar Dörfer weiter  und hatte mit ihrem Eingriff Erfolg. Johann heiratete die „Stehbrut“.  Dazu jedoch: Johanns Schwiegervater, der auch schon auf den Hof eingeheiratet hatte,  war Verwandter von Opas Halbschwester. Und so wusste Oma natürlich, dass dort die Tochter als Hoferbin war und als Partie für Johann passte.  Allerdings hatte er zunächst nach der Heirat dort zu kämpfen, es war dort ein „Frauenregiment“ gewesen.
      Im bäuerlichen Umfeld waren solche Verbindungen bekannt. Schwierigkeiten, diese ganzen Verbindungen zu verstehen, hatte allerdings einer unserer Großonkel aus Lingen, der Opas Schwester geheiratet hatte und sich mit den Verbindungen in diesem ganzen Umfeld kaum zurechtfand.
      Schematische Darstellung der genannten Verwandtschaftsbeziehung
  3. Nun meine Generation: Wie oben beschrieben, machte man bei den großen Verwandtenbesuchen und Familienfesten schon immer mal zur Kinderzeit Bemerkungen, wer wohl mal mit wem. Dann absolvierte ich ein Lehrjahr mit Familienanschluss in Weenermoor auf einem Hof. Als meine Lehrfrau, die Bäuerin, mich für akzeptabel befunden hatte, dachte sie an ihren jüngeren Bruder, unverheiratet und Hoferbe auf dem Hof weiter im Norden. Sie arrangierte einen Besuch auf einem Tanzfest für ihren Bruder mit mir und mich. Das war zu der Zeit noch eine übliche Methode. Weiterhin konnte ich mich in Ostfriesland kaum retten vor den Avancen der Söhne auf den umliegenden Höfen. Es war ja auch dort schwierig, eine ordentliche Bauersfrau zu finden. Erst als ich behauptete, ich würde niemals heiraten, hatte ich etwas mehr Ruhe. Auf dem elterlichen Hof versuchten auch die Viehhändler ihr altes Spiel mit mir (immer die Eltern einbezogen). Ein Jahr verbrachte ich in Stade auf der höheren Landfrauenschule. Nur gut ausgebildete Bauersmädchen: Nun waren es die Söhne und Familien der Obstbauern aus dem Alten Land, die nicht zur Ruhe kamen.

Fazit: Die Braut soll „en knapp Wicht” sein

In unserer bäuerlichen Verwandtschaft spielte natürlich die Hofgröße bei Heirat eine Rolle. „Geld und Macht“ waren aber nicht die Gründe.  Eine Aussteuer hatte jedes Bauernmädchen. Die Mitgift war interessant, jedoch nicht entscheidend. Am wichtigsten waren im südlichen Emsland die Kenntnisse und die  Einsatzfähigkeit auf den Höfen. Eine Bauersfrau war immer auch die wichtigste Partnerin zum Führen eines Hofes, sie zählte auch in der landwirtschaftlichen Statistik als „volle AK“ (Arbeitskraft). Ohne die Herkunft als Bauerstochter (von einem Hof ähnlicher Größe) traute man einer zukünftigen Bäuerin nicht zu, diese Rolle einzunehmen. Natürlich musste die Religion stimmen, selbstverständlich. Aber eine Bauersfamilie war als erstes Diener (nicht im negativen Sinn) des Hofes und der Tiere, alles Denken und Handeln wurde dem untergeordnet.

Ein alter bäuerlicher Witz zu dem Thema – aber zuvor will ich kurz erklären, worum es ging. Der Schweinehändler begutachtete die Läufer oder Mastschweine im Stall, bevor der Handel um den Preis begann. Die Tiere lagen meist dicht aneinander. Um sie einzeln begutachten zu können, mussten sie „aufgejagt“ werden. Zumeist sagte der Händler dann „denn dor jach es up!“ – Aber nun der Witz: Der Schweinehändler selbst wollte heiraten, war beim Bauern eingeladen, am langen Tisch saßen an einer Seite drei Töchter des Bauern, gegenüber der Händler und die Eltern der Mädchen. Es gab ordentlich Speckpfannkuchen, ehe der Händler seine Wahl treffen konnte. Dann schaut er sich die Töchter der Reihe nach nochmal genau an und bittet den Vater: „De middelste de jach es up!“ (Die mittlere, die jage mal auf!) Der Kern dieses Witzes drückt genau das aus, was oben beschrieben wurde: Es  ging nicht um Schönheit im heutigen Sinn oder in städtischer Vorstellung. Kurz gesagt: Die zukünftige Braut sollt „en knapp Wicht“ sein.

Heute lebe ich im hessischen Bad Orb, wo all das anders ist, nicht nur weil es in einem Realteilungsgebiet ohne große Höfe liegt. Auch im Emsland ist die Welt heute eine andere. Ich selbst bearbeite das OFB Bad Orb. Auch hier gibt es eigenartige Gesetzmäßigkeiten in den Familien. Häufig ist zu sehen, dass die Berufe der Väter übereinstimmen. Sehr viele Ehen haben einen verwandtschaftlichen Bezug. Zumindest in den Nachbarorten gab es große Mengen unehelicher Kinder, und sehr häufig wurde nach dem Tod der ersten Frau deren Schwester geheiratet. Vieles spricht dafür, dass Ehen „arrangiert“ wurden. Interessant ist das Geschehen nach dem Pestjahr 1635: Es wirkt so, also ob im Folgejahr gemeinschaftlich „aufgeräumt“ wurde, d. h. Witwer mit verbliebenen Kindern und Witwen mit verbliebenen Kindern heirateten in großer Zahl.

Und wer von außen kommt, ist sein Leben lang ein Fremder.

Die Arbeit von Karola Kertel als Autorin des Online-Ortsfamilienbuches für Bad Orb wird hier besonders gewürdigt (sie legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass das OFB nicht wie dort gesagt fast eine Million Personen aus Bad Orb und Umgebung umfasst, sondern lediglich etwa 107.000).

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