Wenn Namen Migrationsgeschichten erzählen
Bei der 10. Mainzer Namenkundlichen Tagung am 29. und 30. September 2025 widmen sich internationale Forschende dem Schwerpunkt Personen-Namen und Migrationsgeschichten. Die Konferenz findet in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz statt. Organisatorinnen sind Anne Rosar (Universität Mannheim) und Theresa Schweden (Johannes Gutenberg-Universität Mainz). Wer trotz abgelaufener Anmeldefrist kurzfristig an einer Teilnahme interessiert ist, kontaktiere die beiden bitte per E-Mail.

„Migrationsonomastik“
Unter diesem wissenschaftlichen Titel werden Personennamen im Kontext von Wanderungsbewegungen bei dieser Tagung untersucht. Im Rahmen von Migration werden Ruf- und/oder Familiennamen beibehalten, angepasst oder abgelegt. So erzählen Namen individuelle oder gruppenspezifische Zuwanderungs- und Migrationsgeschichten. Namen, die auf einen Migrationshintergrund hindeuten, können Vorurteile und Diskriminierung auslösen, was zu Namensanpassungen oder -wechseln führen kann.
Die Vorträge beleuchten ein breites Spektrum sprachlicher Phänomene: von der Amerikanisierung der Namen schweizerdeutscher Auswander:innen in den USA (Müller wird zu Miller, Zürcher zu Zuercher) über den Namenswechsel in Schweden, wo man seinen (ausländischen) Namen ohne bürokratischen Aufwand per Onlineformular ändern und zum Beispiel an das Schwedische anpassen darf, bis hin zur Abwertung der charakteristischen polnischen Endung ‑ski durch derbe Personenbezeichnungen wie etwa „Besoffski“ oder „Randalinski“ im Deutschen. Vorab-Zusammenfassungen (Abstacts) der 14 Vorträge sind hier zu lesen.
Die Tagung greift Ergebnisse und Forschungsperspektiven des internationalen Workshops „Personennamen in Migration“ auf, der 2023 an der Universität Münster stattfand. Ziel ist die Auseinandersetzung insbesondere mit grammatischen Anpassungsprozessen, der Transliteration, der situativ-pragmatischen Variation oder dem Wechsel von Ruf-, Familien- bzw. Gesamtnamen.
Namenstagungen seit 2012
Seit 2012 hat sich die namenkundliche Tagung in der Mainzer Akademie als feste Größe der deutschsprachigen Namenforschung etabliert. Sie sorgt für Innovationen im Forschungsdiskurs, ermöglicht Kollaborationen und fördert Vernetzung. Im Rahmen der Veranstaltung wird Dr. Rita Heuser, Arbeitsstellenleiterin des „Digitalen Familiennamenwörterbuchs“, mit dem „Henning-Kaufmann-Preis“ geehrt. Der Preis ist die bedeutendste Auszeichnung der deutschsprachigen Namenforschung und würdigt herausragende Namenforscher:innen.
Kooperation mit dem Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands
Das „Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands“ (DFD) ist ein Projekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Das Langzeitvorhaben erschließt den aktuellen Familiennamenbestand Deutschlands und stellt die Ergebnisse digital zur Verfügung. Die in Deutschland geläufigen Familiennamen – auch unter Einbeziehung fremdsprachiger Namen – werden lexikographisch erfasst, kartiert und (unter Berücksichtigung der geographischen Verbreitung) etymologisiert (Wortherkunft) werden. Über Neuerungen beim Mainzer Familiennamenwörterbuch berichten wir regelmäßig hier im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen).