Im ARD-Forum: Was macht Ahnenforschung so attraktiv?
Der Frage, was die Ahnenforschung so attraktiv macht, widmete sich Doris Maull von SWR-Kultur am 7. Oktober 2025 in der ARD-Forumsendung „Auf den Spuren der Vorfahren”. Ihre Gesprächspartner waren Andrea Bentschneider, Genealogin und Gründerin der Forschungsagentur Beyond History, der DNA-Detektiv Alexander Alberts-Dakash und der Autor und ZEIT-Journalist Henning Sußebach. Der hat gerade ein Buch über seine Uroma Anna geschrieben mit dem Titel „Anna oder was von einem Leben bleibt“. Der Autor wollte diese eindrucksvolle Frau vor dem Vergessen bewahren.
Andrea Bentschneider konnte über viele verschiedene Beispiele und Motivationen zur Ahnenforschung aus ihrer Erfahrung als professionelle Genealogin berichten. Zu Alexander Alberts-Dakash kommen oft Menschen mit ungeklärter Abstammung, die mehr über ihre Vorfahren wissen wollen. Das wachsende Interesse bei jungen Menschen an der Herkunft werde durch das Internet und Fernsehsendungen über die Vorfahren von Prominenten gefördert. Henning Sußebach nennt als weiteren Grund, dass immer mehr digitale Quellen in den Archiven für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. In den gegenwärtigen Krisenzeiten schaut man gern zurück auf frühere Zeiten, in denen die Menschen in ähnlichen Situationen gelebt haben und ebenso mit ihren Problemen fertig werden mussten.
Weg zur eigenen Identität
Bei der Forschung nach seiner Urgroßmutter Anna (1866-1932) hatte Henning Sußebach nur sehr wenige „Ego”-Dokumente vonihr selbst und fand auch kaum Menschen, die sie noch gekannt haben. Er forschte in Archiven und im Kloster, in dem sie zur Lehrerin ausgebildet wurde – überall bekam er bereitwillig Auskunft und Hilfe. Trotzdem gibt es immer wieder bei der Forschung Hindernisse, z.B. wegen Datenschutz oder Lese-Probleme bei den Handschriften. Natürlich ist längst noch nicht alles digitalisiert. Bei der Forschung in der Vergangenheit kann man auch in Gedanken über seine eigene Position kommen. Was hat die Geschichte in meiner Familie bewirkt?
Alexander Alberts-Dakash berichtete über die Möglicheiten zur Aufklärung ungeklärtert Vorfahren durch DNA-Genealogie. Die Ethnizitätsangaben sind dabei mehr oder weniger wertlos und sagen nichts aus. Wichtiger sind die Nachweise über mögliche Verwandtschaft oder eben Nicht-Verwandtschaft. Das Spannungsfeld von biologischer Verwandtschaft versus sozialer Familie kann auch zu problematischen Ergebnissen führen. Aber in den meisten Fällen ist das Resultat der Forschung doch bereichernd. Das Wissen über Herkunft und Identität bietet Stabilität und Emotionen zugleich. Die Vorfahren werden wertgeschätzt und man kann sich selbst in der Ahnenreihe einordnen. Auch das macht den Reiz der Familienforschung aus.
Die Audioaufzeichnung kann noch angehört werden
SWR Kultur „Forum“ vom 07.10.2025, Podcast, 45 Minuten in der ARD-Audiothek: Auf den Spuren der Vorfahren – Was macht die Ahnenforschung attraktiv?

„Wer war mein Ur-Opa wirklich? Wie haben die Großeltern meiner Großeltern gelebt? Immer mehr Menschen, vor allem Jüngere, interessieren sich für ihre familiäre Herkunft. Ahnenforschungsvereine und Plattformen boomen. Was bringt jemanden dazu, das Leben und Wirken seiner Vorfahren zu ergründen? Auf welche Hindernisse stoßen die Betreffenden bei ihrer Suche? Und: Was sagt das Interesse an der Ahnenforschung über die Bedeutung von Identität im Hier und Jetzt?”


