GOV-Erfassungsprojekt „Gemeindelexika Preußen 1885“ – Zwischenstand
Das GOV-Erfassungsprojekt „Gemeindelexika Preußen 1885“ läuft seit Juli 2024 und hat zum Ziel, die Ortsdaten der 13 Gemeindelexika 1885 für Preußen komplett zu erfassen. GOV ist die Abkürzung für das „Geschichtliche Ortsverzeichnis” des Vereins für Computergenealogie (CompGen). Die maximale Projektlaufzeit dafür reicht bis zum Februar 2028; je nach Geschwindigkeit und technischer Entwicklung kann es auch schneller gehen. Das Projekt wird in Kooperation des Vereins für Computergenealogie mit der Task-Area 2 „Data Connecitivity“ von NFDI4Memory durchgeführt. Verantwortlicher Projektleiter ist Julian Freytag. Realisiert wird das Projekt durch den Einsatz mehrerer Hilfskräfte (Stand November 2025: sieben), die durch von CompGen bereitgestellte Mittel bezahlt werden. Aus Gründen der Qualitätssicherung und um den Kontrollaufwand überschaubar zu halten, ist das Projekt derzeit noch für die Mitarbeit durch Freiwillige geschlossen. Eine etwaige spätere Öffnung ist aber eine Option.
Warum ist das wichtig?
Die Gemeindelexika bieten standardisierte Angaben zu Städten, Landgemeinden, Gutsbezirken und den jeweils zugehörigen Amtsbezirken, Standesamtsbezirken sowie evangelischen und katholischen Kirchspielen – und enthalten darüber hinaus umfangreiche Zahlenangaben zu Wohnplätzen, Gebäuden, Haushalten und Bevölkerungszahlen nach Geschlecht, Religion und Militärstatus.
Für genealogische wie historische Fragestellungen eröffnen sie damit eine gute Möglichkeit, Orts- und Verwaltungsdaten klar strukturiert und systematisch zu erfassen. Qualitativ hochwertige und möglichst genaue Ortsdaten, die die exakte Identifizierung eines Ortes etwa in genealogischen oder historischen Quellen ermöglichen, sind für die Forschung sehr wichtig. Der geografische Fokus der Erfassung liegt zunächst auf Preußen, da hier alle Gemeindelexika einheitlich veröffentlicht wurden. Zudem sind gerade in den östlicheren Provinzen noch größere Lücken im GOV vorhanden. Zeitlich wurde das Jahr der Volkszählung 1885 ausgewählt, weil auch hier noch größere Lücken vorlagen und damit das GOV zu diesem einen Zeitpunkt in Hinblick auf Preußen flächendeckend erfasst ist. Die über das DES erfassten Daten werden zur besseren Vernetzung in das GOV integriert, wodurch zahlreiche Verknüpfungen und Hierarchien hergestellt und die Datenqualität wesentlich verbessert wird.
Wie läuft das Projekt konkret ab?

Die Erfassung erfolgt bandweise, d.h. Provinz für Provinz – insgesamt 13 Bände stammen aus den Jahren 1887/88. Im Hauptteil des Projekts werden im DatenEingabeSytem DES die Verwaltungsobjekte wie Städte, Landgemeinden und Gutsbezirke mit den zugehörigen Amtsbezirken, Standesamtsbezirken und Kirchspielen erfasst. Anschließend wird der Zahlenapparat für jede Einheit aufgenommen: Wohnplätze, Gebäude, Haushalte, Gesamtbevölkerung, männlich/weiblich, aktive Militärpersonen, evangelische, katholische, sonstige Christen, Juden, andere Religionsbekenntnisse.
Parallel ist die Erfassung der Wohnplatzebene in Erprobung: Jeder Wohnplatz und jedes Gut soll mit Punktkoordinate, Gebäude- und Einwohnerzahl sowie mit Zugehörigkeit zum darüber liegenden Verwaltungsobjekt erfasst werden. Diese Erfassungstiefe ist bei vielen Ortsdatenbanken in dieser Breite noch Neuland.
Nach Abschluss eines Bandes wird der Datensatz nach entsprechender Qualitätskontrolle ins GOV eingespielt.
Wie ist der derzeitige Stand?

Bis November 2025 haben wir Folgendes erreicht: Auf der ersten Ebene der Verwaltungsebene sind die Bände Pommern, Posen und Ostpreußen abgeschlossen. Mit insgesamt gut 19.000 Daten sind das bereits 34% des Gesamtumfangs. Pommern und Posen sind schon größtenteils ins GOV eingespielt; die Einspielung von Ostpreußen erfolgt zeitnah. Die Erfassung der Wohnplätze befindet sich noch in der Probephase. Hier wird der Band Pommern derzeit bearbeitet. Nach erfolgreicher Erprobung ist dann auch die Erfassung von Posen und Ostpreußen geplant.
Worin liegt der Mehrwert für das GOV?
- Es werden quantitativ und qualitativ hochwertige und miteinander verknüpfte Ortsdaten erfasst.
- Das Projekt schafft eine flächendeckende, einheitliche Erfassung der Ortsdaten im GOV für die preußischen Provinzen für den Zeitpunkt 1885. Damit ist eine gute Vergleichsgrundlage für etwaige spätere Erfassungen gegeben, um etwa statistische Angaben im zeitlichen Verlauf zu analysieren.
- Mit der Wohnplatzebene rückt die kleinteilige Erfassung historischer Siedlungsobjekte in den Fokus. Hier sind im GOV noch größere Lücken vorhanden, die somit geschlossen werden. Die bereits erfassten Wohnplätze werden hingegen den zugehörigen Verwaltungseinheiten zugeordnet (Städte, Gemeinden, Gutsbezirke).
- Vorhandene Probleme im GOV werden gelöst: Hierbei ist neben dem Ausmachen von Dubletten u.a. die „Lösung“ des Problems der „Stewner-Gemeinden“ vor allem in Pommern und Posen zu nennen. Diese zuvor massenweise umgewandelten Landgemeinden wurden wiederhergestellt und den Wohnplätzen übergeordnet. Außerdem konnten in Ostpreußen zahlreiche vermischte Objekttypen klar getrennt werden.
Ausblick
Für 2025 sind sowohl der Abschluss von Westpreußen wie auch von Pommern für die Wohnplätze geplant. In 2026 werden die weiteren größeren Bände erfasst: Schlesien, Brandenburg und Sachsen. Die Erfassung der Wohnplätze wird je nach Zeitaufwand parallel fortgesetzt, die Priorität liegt aber zunächst auf der Gemeindeebene. Der Workflow für die Erfassung ist nun etabliert und die Hilfskräfte sind eingearbeitet, daher wird die weitere Erfassung schneller vorangehen. Etwaige Verzögerungen entstehen in der Regel eher durch größere Mengen problematischer und nicht einheitlicher Daten im GOV, denn durch die eigentliche Erfassung.
Die Projektleitung freut sich auf Fragen und Anmerkungen, die unter dieser Mailadresse an uns geschickt werden können. Die Projektdokumentation findet sich hier im GenWiki.


