46.193 Personen auf den Grabsteinen des Melatenfriedhofs in Köln erfasst
Alle 18.498 Grabsteine des größten Friedhofs in Köln, auf „Melaten“ in Köln-Lindenthal haben der Fotograf Leonhard Ehmke und der Bildbearbeiter Thomas Falck in die Grabstein-Datenbank des Vereins für Computergenealogie (CompGen) aufgenommen. Die Korrekturleserin Andrea Klemann hat die erfassten Namen und Daten von 46.193 Personen überprüft. Die Inschriften von 595 Grabsteinen konnten nicht ermittelt werden. Sie waren entweder nicht zweifelsfrei zuzuteilen, zugewachsen, überwuchert, nicht mehr zu sehen oder schlichtweg von den Angehörigen bewusst nicht angegeben. Den Kriegsgräber-Teil des Melatenfriedhofes mit weiteren 985 Personen auf 517 Grabsteinen hatte die Gruppe bereits im Oktober 2025 fertiggestellt.
Doch lassen wir die Macher selbst zu Wort kommen:

Der Fotograf Leonhard Ehmke aus Düren schreibt:
Vorweg, es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Ich kannte den Melatenfriedhof schon eine längere Zeit, da ich von meiner Familie dann und wann dort zu Spaziergängen eingeladen wurde. Es ist ein wirklich toller Ort. Ferdinand Franz Wallraf hat den Friedhof so wie er heute ist, nach dem Pariser Friedhof Pere-Lachaise als Vorbild so gestaltet, dass er zum einen ein Friedhof ist und zum anderen ein Stadtpark, der auch der Erholung dienen soll. Und genauso wird der Melatenfriedhof auch genutzt. Es ist wirklich auch ein Ort der Begegnung, wozu noch die weltoffene Kölner Art kommt. Es sind mir in der Zeit des Projekts viele Leute auf Melaten begegnet mit denen ich sehr interessante Gespräche geführt habe. Wer einmal in der Nähe ist, sollte sich auf jeden Fall eine Führung über den Friedhof gönnen. Besonders aufgefallen ist mir, dass der Friedhof von sehr vielen Müttern mit ihren Neugeborenen aufgesucht wird, um dort inmitten der ganzen Hektik der Großstadt eine Oase der Ruhe vorzufinden.
Den Friedhof zu fotografieren war eine fixe Idee und schnell ausgesprochen. Aber einmal am Ball, hieß es: „Schauen wir mal, wie weit wir kommen”. Und da ich den Ort sowieso sehr gerne aufsuche, da er wirklich besonders ist, und ich in der Nähe hin und wieder etwas zu tun habe, kam ich ja sowieso immer mal wieder dort vorbei. Die Orientierung auf dem Friedhof ist anfangs etwas schwierig. Wege, die schnurgerade sind und dessen Enden man nicht einmal erahnen kann. Der Friedhof ist wirklich riesig. Irgendwann hat man es aber raus und weiß, dass die mit dem Lineal gezeichneten Wege die besten Hilfen sind.
Mich als Hauptakteur zu bezeichnen wird der Sache nicht gerecht. Ich habe „nur” die Fotos gemacht und die meiste Arbeit fand hinterher am Computer statt und wurde von anderen geleistet. Es ist wirklich schön zu sehen wie gut die Arbeit Hand in Hand funktioniert hat. Auf das perfekte Wetter zu warten, war bei diesem Projekt nicht möglich. Es hätte ansonsten bis in alle Ewigkeit gedauert, bis alle Fotos gemacht wären. Einmal aufgrund von Regen und einmal wegen zu starker Sonneneinstrahlung habe ich abbrechen müssen. Ansonsten habe ich alles so „durchfotografiert”.
Mit meinem recht einfachen GooglePixel7 Smartphone habe ich wirklich ganz passable Bilder anfertigen können. Ich denke dies ist hauptsächlich auf den darin verbauten Fotochip zurückzuführen. Wie lange ich für die Fotos insgesamt gebraucht habe, kann ich nun wirklich nicht beantworten. Aber ich habe diesen Sommer wirklich nicht viel anderes gemacht! Ich möchte mich hier bei allen, die an dem Projekt mitgewirkt haben bedanken und hoffe dass auch in Zukunft weitere solcher Projekte mit so einer tollen Zusammenarbeit entstehen.
Thomas Falck aus Dresden bearbeitete die Bilder
Das Megaprojekt hat sich über einen sehr langen Zeitraum gezogen. Irgendwann im Januar/Februar hat Leonard mir Fotos vom Ehrenfriedhof Merode geschickt. In diesem Zusammenhang hat er vom Melatenfriedhof geschwärmt und die Idee gehabt, den Melatenfriedhof zu fotografieren. Ich war sofort dabei, allerdings ohne zu ahnen, was da wirklich auf uns zukommt. Laut Wikipedia hat der Friedhof 55.000 Grabstellen. Hochgerechnet wären das dann 80.000 Fotos gewesen.
Letzten Endes handelt es sich aber „nur” um ca. 18.500 Grabstellen mit rund 46.200 Namen. Ein Blick in die Friedhofsordnung zeigt, dass wir eine Genehmigung benötigen. Bis zur Erteilung vergingen ein paar Wochen mit sehr nettem Mailverkehr mit der Friedhofsverwaltung. Es wurden uns keinerlei Steine in den Weg gelegt und im April konnte es dann losgehen. Die Fotogenehmigung wurde erst mal für ein Jahr erteilt und Leonard hat gleich losgelegt. Von Holger Holthausen kam dann der Kontakt zu einem Kölner Ahnenforscherverein, allerdings war Leonard fest entschlossen den Friedhof alleine zu dokumentieren.
Auch anfängliche Bedenken dass ein eher unerfahrener Grabstein-Fotograf bei einem solchen Projekt Probleme haben könnte erweisen sich sehr schnell als nichtig. Ich kenne Leonard schon länger von der Zusammenarbeit beim OFB Freiwaldau und kenne seine akribische Arbeitsweise und weiß, dass er bei einem solchen Projekt nicht aufgibt. Er hat dann mit Hilfe des Friedhofsplanes Feld für Feld fotografiert und mir mehrmals wöchentlich die Fotos geschickt. Ich habe die Bearbeitung der Bilder und das Hochladen ins Projekt übernommen. Kurz vor Ostern gingen die ersten Datensätze in die Teamerfassung.
Dort waren mehrere sehr engagierte Mitarbeiter dabei die halfen die Arbeit sehr schnell voranzubringen. Leider ist es nicht möglich zu sehen, wer alles geholfen hat (Uta Bothe, Andreas Bold, u.a. waren auf jeden Fall dabei). Aber ohne diese großartige Hilfe wäre das nicht machbar gewesen. Leonard hat dann den gesamten Frühling und Sommer über so kontinuierlich Fotos geliefert, dass ich schon Angst hatte er schläft gleich auf dem Friedhof 🙂 Jedenfalls kam ich kaum mit dem Bearbeiten und Hochladen hinterher.
Aber wir haben die Arbeit am Ortsfamilienbuch Freiwaldau und meinen „eigenen” Friedhöfe hinten angestellt, um das Riesenprojekt weiter voranzutreiben. Ich glaube, Ende August bekam ich dann die letzten Fotos zugeschickt. Sprich, in fünf Monaten hat Leonard den gesamten Friedhof fotografiert. die Anzahl der gemachten Fotos kennt nur er selbst. Anfang Oktober hatte ich dann endlich auch die Fotobearbeitung abgeschlossen. Letzten Endes habe ich über 31000 Fotos ins Projekt hochgeladen. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin dass sehr viele alte Grabstellen stark verwittert oder zugewuchert sind und somit schwer oder gar nicht mehr lesbare Inschriften haben. Aber zum Glück gibt es auf FindAGrave auch sehr viele erfasst Grabstellen, von denen ich dann übernehmen konnte.
Da ich selbst sehr viele Daten erfasst habe, wollte ich das Korrekturlesen nicht selbst übernehmen da ich meinen eigenen Fehler meistens nicht finde, Aber Andrea war auf Anfrage sofort bereits dies zu übernehmen. Ich weiß nicht, ob sie geahnt hat, was da auf sie zukommt. Schließlich habe ich noch die Verknüpfungen der Promis zu Wikipedia & Co. eingepflegt. Fazit: Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, mit einem solchen Team den Friedhof für uns zu dokumentieren!

Die Korrekturleserin Andrea Klemann schreibt:
Als Thomas mich Mitte Juli fragte, ob ich beim Kölner Melatenfriedhof Korrektur lesen würde, habe ich sofort und ohne zu zögern „ja” gesagt. Zum einen, weil ich Herausforderungen mag, zum anderen, weil ich gerne in einem engagierten Team mitarbeite, und nicht zuletzt auch deshalb, weil ich Thomas sehr schätze und er auch niemals „nein” sagt, wenn ich einmal Hilfe von ihm benötige. Da fand ich es eine tolle Gelegenheit, mich einmal für all seine Mühen bei ihm bedanken zu können.
Erst nach und nach wurde mir beim Korrekturlesen dann klar, was für eine Arbeit hinter diesem riesigen Friedhof steckt. Nicht nur die schier unfassbar riesige Anzahl an Grabstellen, auch die alten, großen und zum Teil überwucherten Familiengräber sind für jeden Fotografen und jeden Datenerfasser eine echte Herausforderung. Ich finde, hier wurde beides sehr gut gemeistert! Die Fotos sind allesamt sehr gut aufgenommen und ich bewundere den Fotografen für seine tolle Arbeit und vor allem für sein Durchhaltevermögen! Bei einem 435.000 m² großen Friedhof mit mehr als 55.000 Grabstellen noch den Überblick zu behalten und möglichst kein Grabfeld zu vergessen, das ist keine einfache Aufgabe! Und auch die zahlreichen Datenerfasser(innen) haben größtenteils sehr sorgfältig gearbeitet. Gemessen an der Zahl der Personen, musste ich nämlich kaum Tippfehler verbessern.
Mir selbst hat die Arbeit großen Spaß gemacht. Sehr interessant fand ich vor allem die vielen Prominenten-Gräber auf diesem Friedhof. Wir verlinken diese grundsätzlich mit Wikipedia und ich konnte nicht umhin, mir die Lebensläufe der vielen Wissenschaftler, Politiker, Fernsehstars, Erfinder usw. jedes einzelne Mal durchzulesen. Spannender als jedes Buch! Allein deshalb schon hat sich die Arbeit für mich gelohnt.
Alles in allem ein sehr gelungenes Projekt! Sollten Leonard und Thomas das nächste „Großprojekt” in Angriff nehmen, bin ich sehr gerne wieder mit dabei!


