Genetische Untersuchungen unserer slawischen Vorfahren
Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse von Untersuchungen an alten Genomen von Menschen, die im 6. bis 8. Jahrhundert n. Chr. in Ostdeutschland, Polen, der Ukraine und dem nördlichen Balkan lebten, zeigen, dass der Anteil an slawischen Vorfahren durch Wanderungen aus Osteuropa in diese Gebieten sehr hoch ist. Diese Migrationsbewegungen im frühen Mittelalter werden auch durch unabhängige Studien aus der Region Südmähren bestätigt. Ost- und Westdeutsche unterscheiden sich in ihren Anteilen beträchtlich.
Die Forschungen am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig unter Leitung des Archäogenetikers Johannes Krause wurden durch internationale Teams aus mehreren Ländern unterstützt. Ihre Ergebnisse ergeben einen neuen Blick auf die Wanderungsbewegungen zwischen der Völkerwandungszeit (spätes 4. bis spätes 6. Jahrhundert) und der Slawenzeit ab dem 6./7. Jahrhundert.
Wer sind die Slawen?

Der Begriff „Slawen“ stammt aus zeitgenössischen Texten, aber diese Bevölkerungsgruppe lässt sich kaum eingrenzen. Es ist unbekannt, wie sie sich selbst identifizierten. Als mutmaßliches Herkunftsgebiet der Slawen wird eine Region im Süden von Weißrussland und Nordern der Ukraine angenommen. Dies deckt sich mit Annahmen der Linguisten, die die Entstehung der slawischen Sprache dort verorten. Ihre Verbreitung erfolgte in viele Richtungen.
Ein Nachweis der Wanderung durch genetische Untersuchungen war erst möglich, als zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert die Erdbestattung anstelle der Einäscherung üblich wurde. Die wissenschaftlichen Arbeiten tragen zum besseren Verständnis bei, wie die größte Sprach- und Kulturgruppe sich in Mittel- und Osteuropa ausgebreitet hat.An Rhein und Donau waren die verschiedenen germanischen Völker in die ehemaligen römischen Provinzen eingedrungen. Die Franken eroberten um 530 die thüringische Elbe-Saale-Region. Nach einem Bevölkerungsrückgang wanderten Slawen aus Osteuropa im 6. bis 8. Jahrhundert nach Westen.
Herkunft und Verbreitung
Der Gen-Pool der lokalen Bevölkerung in Polen und Kroatien enthält mehr als 80 % slawischen Anteil. Damit verbunden ist auch die Verbreitung slawischer Sprachen in Osteuropa. Die heutige deutschsprachige Bevölkerung Sachsens weist etwa 40 % slawische Vorfahren auf, während die slawischsprachigen Sorben der Oberlausitz (Sachsen) zu 88 % slawischstämmig sind, etwa wie die heutigen Polen. Während in Polen und Ostdeutschland die früheren germanischen Völker verschwanden, gab es in nordwestlichen Balkan, im Karpatenbecken und im Wolga-Oka-Gebiet eine Vermischung mit der lokalen Bevölkerung. In Westdeutschland sind dagegen nur geringe Anteile slawischer Abstammung zu finden.
Die Deutschen waren schon immer ein genetischer Mix; eine rein deutsche DNA gibt es wegen der vielen Wanderungsbewegungen nicht.