Archivtag Rheinland-Pfalz/Saarland 2025 über Personenstandsregister und Kirchenbücher
Über den Archivtag Rheinland-Pfalz/Saarland in Mainz am 5. Mai 2025 mit dem Thema „Personenstandsregister und Kirchenbücher“ berichtet – unter anderem – das Heft 70, 2025 von „Unsere Archive“, den Mitteilungen aus den rheinland-pfälzischen und saarländischen Archiven. Das interessante Heft kann hier heruntergeladen werden.
Mehr als 90 Personen aus den Archiven der beiden Länder nahmen an den Vorträgen und Workshops teil. Zur Vorbereitung auf die Tagung fand eine Abfrage zur Personenstandsüberlieferung in den Kommunalarchiven statt, die ergab, dass wegen der oft nur geringen Mitarbeiterzahl nur in knapp 30 % der Archive Digitalisate in Lesesaal zugänglich sind; online gab es die Standesamtsurkunden nirgends.

Zivil- und Personenstandsurkunden, Kirchenbücher
Das Landesarchiv Speyer und das Landeshauptarchiv Koblenz verwahren die ab 1876 angelegten Sammelakten neben den Erstschriften, die von den Kommunen vor 1990 abgeliefert wurden. Die Zweitregister und Heiratsverkündigungen werden im 2011 eingerichteten Personenstandsarchiv RLP in Koblenz verwahrt, daneben auch die Belegakten bis 1875. Dabei gibt es erhebliche Bearbeitungsrückstände, d.h. nicht erschlossene Bände sind auch nicht benutzbar. Seit 2021 liefern die Standesämter ihre Register in Abständen von 10 Jahren ab.
Das Saarländische Landesarchiv in Saarbrücken bewahrt die Zweitschriften der Zivil- und Personenstandsurkunden und Namensverzeichnisse auf, die von Ancestry digitalisiert wurden. Weitere genealogisch interessante Quellen werden von der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) digitalisiert.
Die Kirchenbücher des Bistums Speyer sind wie die des Evangelischen Zentralarchivs und des Landesarchivs in Speyer bei Archion kostenpflichtig online gestellt.
Computergenealogie als Partner der Archive
Der Vorsitzende des Vereins für Computergenealogie (CompGen), Georg Fertig, spannt in seinem Beitrag den Bogen von den Genealogen früherer Jahrhunderte bis zu den Computergenealogen, die nicht nur die eigenen Ahnenreihen, sondern ganze Orte oder Quellengattungen mit den zur Verfügung stehenden technischen Mitteln erfassen. In der vorgestellten Ausstellung „Wir sammeln wirkliche Menschen“ werden verschiedene Mitmachprojekte und Forschungsdaten vorgestellt. Sie finden sich in fünf mit verschiedenen Farben gekennzeichneten Gruppen: „Familienleben“, „Kriege & Opfer“, „Lernen & Arbeiten“, „Verbrechen & Repression“ und „Wohnen & Reisen“. Diese werden durch ausgewählte Beispielprojekte des Vereins repräsentiert.
Als besonderes Beispiel für die Kooperation des Vereins mit Archiven stellten Volker Hirsch vom Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe und Georg Fertig das Crowdsourcing-Projekt „Juden in Westfalen und Lippe (JuWeL)“ vor. Daran ist auch die Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung (WGGF) beteiligt. Das mit dem DatenEingabeSystem (DES) von CompGen erfasste Projekt soll in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Das Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe in Detmold stellte Mathias Schafmeister vor. Im Lauf des Jahres 2025 soll eine neue Personenstandskarte für die Georeferenzierung der Personenstandsunterlagen entstehen, die Stephan Switaiski vom Landesarchiv NRW entwickelt. Damit wird ein benutzerfreundliches Hilfsmittel für die Familienforschung geschaffen, das den direkten Zugang zu den Personenstandsurkunden ermöglicht.
Rechtliche Fragen
Rechtliche Fragen bei der Nutzung von Personenstandsunterlagen, insbesondere bei der Onlinestellung spielen eine große Rolle, so. z.B. die Einhaltung der Schutzfristen bei den als Familienbuch geführten Heiratsurkunden (mit Kindern) oder den Sterbeurkunden mit Angaben zu den Todesursachen im Zeitraum von 1938 bis 1957.
Bei der Digitalisierung der Unterlagen des Landesarchivs NRW durch FamilySearch müssen Urkunden mit schutzwürdigen Beischreibungen herausgefiltert und gesperrt werden. MyHeritage indexiert nach Vorgaben des Archivs die Sterberegister bis 1938 und Heiratsregister bis 1899. In den ersten zwei Jahren können die Daten nur kostenpflichtig (bzw. kostenlos im Lesesaal) genutzt werden, danach sind sie frei.
Weitere Berichte in „Unsere Archive“
Eine Koblenzer Tagung von Landesarchivverwaltung RLP und Bundesarchiv am 24./25.6.2025 hatte das Thema „KI und Archive – Eine Zeitreise in die Zukunft“. Die Vorträge der z.T. internationalen Referenten wurden per Video aufgezeichnet und sind im Youtube-Kanal der Landesarchivverwaltung RLP abrufbar. Darunter findet sich am ersten Tag auch der Vortrag (ab Minute 28:00) von Zoltán Szatucsek vom Ungarischen Staatsarchiv über die Transkription ungarischer Standesamtsurkunden und anderen Quellen mit einem eigenen Modell. Referenten aus dem Bundesarchiv der Schweiz und vom Technischen Museum Wien berichteten über weitere KI-Anwendungen.
Thema sind auch die Geburtsurkunden der Großeltern des US-Präsidenten Donald Trump aus dem Landesarchiv Speyer, die durch das Auswärtige Amt angefordert und von Bundeskanzler Merz an Präsident Trump übergeben wurden.
Zahlreiche weitere Berichte aus einzelnen Archiven zu unterschiedlichen Themen sind im Heft zu lesen. Ein Beitrag zur Digitalisierung und Texterkennung im Stadtarchiv Saarbrücken sowie Personalnachrichten schließen die Ausgabe von „Unsere Archive“ ab.
Der nächste Archivtag Rheinland-Pfalz/Saarland findet am 4. Mai 2026 mit dem Schwerpunkt „KI-Anwendungen in Archiven“ in Koblenz statt.


